Johann Jakob Schneider digital

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Digitalisierung, Neu zugänglich, Projekt Sicherung & Nutzbarmachung

Ansicht der Stadt Basel von Norden. ca. 1860. Staatsarchiv Basel-Stadt, SMM Inv.1981.28.18r.

 

Ein Basler Kleinmeister einmal anders – aus der Sicht von Franco Meneghetti, Reprodienst: Im Archiv steht der Informationscharakter der Artefakte mehr im Vordergrund als die Schönheit. Doch gerade letzthin digitalisierte ich eines der schönsten Objekte, die wir im Archiv aufheben. Es waren die beiden Skizzenbücher von Johann Jakob Schneider (1822-1889). Seine Aquarelle der Stadt Basel sind wohl bekannt. Aber diese kleinen Skizzenbücher finde ich fast noch schöner, denn sie zeigen die weniger bekannten Seiten des Basler Kleinmeisters.

So finden sich darin diese Tulpen- und Beerenstudien von beeindruckender Perfektion. An den Naturstudien kann man so einiges über Schneiders Maltechnik ablesen. Die Art und Weise, wie er die Bäume malte, erscheint typisch für die Kleinmeister. Schneider malte keine Buchen, Eschen oder Eichen, sondern er skizzierte Bäume, wie sie aus der Ferne erscheinen. Er zeichnete nicht konkrete Bäume, sondern idealisierte Bäume, die den Bildraum strukturierten.

Dies erinnert mich an eine Passage aus dem Grünen Heinrich. Gottfried Keller, der selber auch Maler war, beschreibt dies sehr schön:

„Wir durchblätterten nun die vergilbten Papiere; es waren ein Dutzend Baumstudien in Kreide und Rothstift, nicht sehr körperlich und sicher gezeichnet, doch von einem eifrigen dilettantischen Streben zeugend, nebst einigen verblaßten Farbenskizzen und einer großen in Oel gemalten Eiche. «Dies nannte er Baumschlag,» sagte mein Oheim, «und machte ein großes Wesen daraus. Das Geheimniß desselben hatte er im Jahre 1780 in Dresden erlernt bei seinem verehrten Meister Zink, oder wie er ihn nannte. Es giebt, pflegte er zu sagen, zwei Klassen von Bäumen, in welche alle zerfallen, in die mit runden, und die mit gezackten Blättern. Daher giebt es zwei Manieren, die gezackete Eichenmanier und die gerundete Lindenmanier!“

Dass sich Schneider bei den Stadtansichten aber genau an die Realität hielt und seiner Fantasie nicht freien Lauf liess, zeigt eine weitere Seite aus seinem Skizzenbuch, auf der die gezeichnete Gebäudefassade von einer eingeklebten Fotografie ergänzt wird.

St. Albanloch. Staatsarchiv Basel-Stadt, SMM Inv.AB.83.37.

 

Die Schweizerische Nationalbibliothek stellt übrigens ein pdf des Albums „Das alte Basel“ von Johann Jakob Schneider (1890) als Download zur Verfügung.