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Digitalisierung, Historische Fotografie, Projekt Sicherung & Nutzbarmachung

Digitalisierung macht’s möglich: Die ältesten Fotonegative aus dem Staatsarchiv erscheinen in ganz neuem Licht. Detailliert und raffiniert, wie sie die Öffentlichkeit noch nie gesehen hat.

Wie die ersten Glasplattennegative ins Archiv gelangten, wissen wir nicht. Aber seit 1903 bezeugt ein Eingangsbuch die Zugänge. Die Glasplattennegative wurden der Grösse nach einsortiert und entsprechend bezeichnet: von den kleinsten (Neg A) zu den grössten (Neg C).

Der Bestand mit der Signatur Neg A, die Negativsammlung A, ist besonders wertvoll. Darunter finden sich auch einige kostbare Aufnahmen aus der Pionierzeit der Fotografie, die noch mit dem Kollodium Verfahren erstellt wurden. Mit diesen Kollodiumplatten zu fotografieren, erforderte ein grosses Geschick. Die Glassscheiben mussten im Dunkeln, unmittelbar vor der Aufnahme mit der Emulsion begossen werden.

Diese Kollodiumplatte (Staatsarchiv Basel-Stadt, Neg A 15) zeigt besonders deutlich, wie unregelmässig sich die lichtsensible Emulsion auf der Glasscheibe verteilt hat. Die Artefakte an den Rändern sind für dieses Verfahren typisch und nicht selten kann man auch Fingerabdrücke des Fotografen erkennen.

Der Bestand Neg A enthält ausserdem zahlreiche Fotografien bekannter Fotografen wie von Varady & Cie, der Gebrüder Metz, der Fotografendynastie Höflinger sowie von Bernhard Wolf oder Alfred Kugler.

Inhaltlich ist dieser Bestand sehr gemischt. Neben ganzen Stadtansichten wurden auch einzelne Häuser oder selbst nur Teile davon zu dokumentarischen Zwecken fotografisch festgehalten. Diese Bilder stammen von verschiedenen, oft unbekannten Autoren. Neg A enthält auch Unerwartetes, wie zum Beispiel die vielen Reproduktionen von Plänen Vauban‘scher Befestigungsvorhaben oder Fotos aus Akten des Archivs.

 

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Bisher waren diese Bilder nur schwer zugänglich. Man konnte sie jeweils am Donnerstag Nachmittag in der Bildersammlung konsultieren. Jedes einzelne, zerbrechliche Glasplatten-Negativ musste vorsichtig aus seiner Schutzhülle herausgenommen und auf ein Leuchtpult gelegt werden. Und dann musste sich die Betrachterin / der Betrachter das Bild erst noch umdenken, von negativ zu positiv. Dank des laufenden Projekts «Sicherung und Nutzbarmachung», kann man heute nun die Negativsammlung A einfach, vollumfänglich und vor allem in bisher unbekannter Detailliertheit jederzeit online betrachten.

Die fachgerecht verpackten Glasplatten-Negative (Foto Elias Kreyenbühl).

 

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Die Digitalisierung macht das Konsultieren nicht nur viel bequemer, sondern sie macht die Bilder sogar in einer Art und Weise sichtbar, wie man sie bisher noch nie betrachten konnte. Denn durch die hochauflösende Digitalisierung werden auf einmal Details sichtbar, die dem Auge bisher verborgen blieben. So wird zum Beispiel enthüllt, wer dem Basler Zolli einen Leoparden geschenkt hat. Die hohe Scanauflösung gibt den Namen des Spenders preis.

 

 

Detail des Glasplatten-Negativs «Leopard im Zolli» (Neg A 29).

Diese Detailschärfe steckt in den Glasplatten-Negativen. Aber seit ihrer Entstehung hat das kaum jemand gesehen. Denn verkauft und abgedruckt wurden Papierabzüge in der Grösse der Glasplatte. Im 19. Jahrhundert wurden Abzüge im Kontaktverfahren unter Tageslicht erstellt. Vergrösserungsgeräte verbreiteten sich, abgesehen von verschiedenen Vorformen, erst im 20. Jahrhundert, als Kunstlicht in Form einer Glühbirne oder einer Kohlenbogenlampe verfügbar wurde.

Da die meisten dieser Bilder nicht nachträglich vergrössert worden sind, gehören wir heute zu den ersten, die diese Bilder in ihrem gesamten Detailreichtum betrachten können. Das ist an sich ein amüsanter Gedanke: Diese Negative speicherten über hundert Jahre visuelle Information, die bis heute nie zum Vorschein kam.