Ab sofort kann online in Basels Altstadthäusern geblättert werden. Das Staatsarchiv Basel-Stadt hat das sogenannte Historische Grundbuch digitalisiert. Es steht nun online rund um die Uhr zur Einsicht frei. Das Historische Grundbuch umfasst knapp eine Viertelmillion Auszüge aus Archivakten über die historischen Liegenschaften innerhalb der ehemaligen Stadtmauern.
Gesammelte Informationen
1895 startete im Staatsarchiv ein ehrgeiziges Projekt: Es sollte eine möglichst vollständige und geordnete Sammlung aller verfügbaren Informationen über die Liegenschaften im Stadtbann Basel von den Anfängen der Überlieferung bis ins Jahr 1800 entstehen. Dazu wurden verschiedenste Archivunterlagen durchgesehen: Fertigungsbücher (Handänderungen), Judicalienbücher (Auskündigungen von Liegenschaftskäufen), Fröhnungsbücher (Versteigerungen infolge von Pfandbetreibung und Konkurs), Protokolle des Fünfergerichts (Baugericht), Hausurkunden, Zinscorpora im Klosterarchiv, Staatsurkunden, Steuerbücher des Reichspfennigs, Brandlagerbücher (Brandversicherungen) und das Notariatsarchiv. Entsprechend finden sich im Historischen Grundbuch Angaben zu Bauweise, Eigentümern, Wert der Liegenschaften, Nutzungsarten.
1977 wurde das Projekt abgeschlossen. Das Historische Grundbuch umfasst rund 220 000 Auszüge (sogenannte Regesten) auf Karteikarten. Sie befanden sich lange im Lesesaal des Staatsarchivs in den Schubladen der alten Archivschränke. Für viele Forschende und Interessierte war das Historische Grundbuch ein zentrales Hilfsmittel. Die Benutzung war jedoch aufgrund des teilweise schlechten Erhaltungszustands heikel. Nach der Digitalisierung und Onlinestellung sind nun sämtliche Informationen einfach zugänglich. Und die Originale können, neu verpackt und im Magazin gelagert, geschont werden.
Doppelter Mehrwert
Für die Benutzenden bringt die Digitalisierung und Onlinestellung einen mehrfachen Gewinn, wie zum Beispiel Martin Möhle, Mitarbeiter der Kantonalen Denkmalpflege Basel-Stadt, schildert: „Ohne Zeitverlust kann nun auf jede Frage zur Geschichte einer einzelnen Liegenschaft spontan reagiert werden, auch können externe Anfragen hierhin dirigiert werden, falls ein Hauseigentümer oder Bewohner es detailliert wissen möchte. Damit erhalten die Baudenkmäler, mit denen sich die Denkmalpflege beschäftigt, ein individuelles Gesicht. Wer um die Geschichte seines Hauses weiss, wer sich das Leben der früheren Eigentümer mit ihren Vorstellungen und Schicksalen vergegenwärtigen kann, wird eine besondere Beziehung zu seinem Besitz aufbauen. Häufig gelangen Fragen zur Hausgeschichte nicht direkt ans Staatsarchiv, sondern ergeben sich aus der denkmalpflegerischen Betreuung eines Umbaus oder aus der Lektüre der Kunstdenkmälerbände. Nachfragen nach ehemaligen Hausnamen oder bestimmten Bewohnern beispielsweise können nun schneller und einfacher beantwortet werden. Der Zugriff auf das Historische Grundbuch per Internet ist gerade auch in Coronazeiten, in denen vermehrt Arbeit im Homeoffice geleistet wird, sehr zu begrüssen.“
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