Austausch zwischen Freiburg und Basel

Diese Seite ausdrucken
Allgemein, Anlässe

StABS AL 45_8_017_02Stadtarchiv_(Freiburg_im_Breisgau)_2674_03

Alt und neu in Basel (Staatsarchiv) und Freiburg (Stadtarchiv).

Ein Beitrag von Inga Böing, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Stadtarchiv Freiburg i.B.

Am 8. und 9. März 2016 verließ ich für zwei Tage meinen gewohnten Arbeitsplatz beim Stadtarchiv Freiburg i. Br., um im Rahmen des Projektes Verwaltungsaustausch Stadt Freiburg und Kanton Basel-Stadt beim Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt (StABS) zu hospitieren. Da ich in Freiburg u. a. für das Bildarchiv zuständig bin, stand auch bei meinem Besuch in Basel dieser Arbeitsbereich – also die Verzeichnung, Erschließung und Nutzbarmachung von historischem Bildmaterial – im Vordergrund.

Anregungen vom Nachbararchiv

Ich war aufgebrochen, um beim StABS die Organisation, Strukturen und Arbeitsweise im Umgang mit dem oftmals sensiblen Fotomaterial kennenzulernen und hieraus Anregungen für meine Tätigkeit in Freiburg zu ziehen. Von besonderem Interesse war für mich der Bereich der Digitalisierung und die Vermittlung und Zugänglichmachung von digitalisiertem Archivgut in der Praxis. Zugleich war mir klar, dass die Ausrichtung und Ausstattung des StABS eine andere ist als die des Stadtarchivs Freiburg und sich das Gesehene nicht einfach in Freiburg ebenso würde umsetzen lassen. Dennoch war ich dankbar für die Möglichkeit, meinen eigenen Arbeitsbereich einmal aus einer anderen Perspektive – in einem Schweizer Archiv – erleben und mich mit den mit dieser Aufgabe befassten Mitarbeitern austauschen zu können.

Herzlich begrüßt wurde ich am Eingangstor von Sabine Strebel, der Leiterin der Bildersammlung, die mir einen Rundgang durch das beeindruckende, zwischen Rhein und Marktplatz gelegene, alte und doch von seiner technischen Ausstattung her modern wirkende Gebäude anbot. Ich wurde den Kolleginnen und Kollegen vorgestellt und konnte u. a. die unterirdisch in den Berg hinein gebauten Magazinräume besichtigen.

Einblick in Digitalisierung

Nach einer Kaffeepause im gemütlichen und urigen Dachstuhl ging es weiter zu Elias Kreyenbühl, dem Leiter des Projektes Sicherung und Nutzbarmachung, der mir die auf fünf Jahre angelegte Digitalisierungsstrategie vorstellte. Vorgesehen ist hierin die Verbesserung der Zugänglichmachung von Archivgut, unabhängig von Ort, Zeit und Infrastruktur (z. B. Abspielgeräte bei audiovisuellen Medien) und die Schaffung einer substanziellen Menge an Digitalisaten. Auch soll bei bereits vorhandenen digitalen Inhalten die Recherchierbarkeit durch Volltexterfassung und Abbildung der internen Informationsstruktur der Digitalisate verbessert werden.

Im Anschluss erhielt ich Gelegenheit, mir online selbst einen Eindruck hiervon zu verschaffen und sowohl eine abfotografierte mittelalterliche Urkunde als auch ein ganzes als Serie digitalisiertes Bildalbum unter völliger Schonung der Originale anzusehen. Auch beim Stadtarchiv Freiburg erhält die Digitalisierung – insbesondere von Bildmaterial, aber auch von Karten, Plänen und wunschweise auch einzelnen Aktenseiten oder Urkunden – eine stetig wachsende Bedeutung. So werden Fotografien bei Bestellung – ebenso wie beim StABS – in digitaler Form per Cloud an die Archivbesucher übermittelt, was auch „Fernaufträge“ ohne persönlichen Archivbesuch ermöglicht. Ein bedarfsunabhängiges, groß angelegtes Digitalisierungsprojekt steht bei uns allerdings noch aus, was das Kennenlernen der Planung und Umsetzung eines solchen Verfahrens in Basel für mich umso ertragreicher machte.

Einblick in Erschliessung

Am Nachmittag stellte mir die in der Erschliessung tätige Mitarbeiterin Kerstin Brunner das Fotoarchiv Hoffmann vor. Hierbei handelt es sich um einen von den Erben des Fotogeschäftes Hoffmann an das Staatsarchiv des Kantons Basel-Stadt übergebenen Bildbestand, der etwa eine Viertelmillion Aufnahmen aus der Zeit zwischen 1890 und 1994 umfasst. Im Rahmen eines dreijährigen Projektes soll dieses historische Geschäftsarchiv nun durch archivgerechte Verpackung und Lagerung langfristig erhalten, aufgearbeitet und öffentlich zugänglich gemacht werden. Aufgezeigt wurden mir in diesem Zusammenhang nicht nur die Verzeichnung mit SCOPE und die hierbei zu Grunde liegende Systematik und Tektonik, sondern auch die praktischen Aspekte der Verpackung und Aufbewahrung, die mir insbesondere bei der Sichtung des Bestandes in der Außenstelle veranschaulicht wurden.

Am nächsten Tag konnte ich nach einem kurzen Gespräch mit dem stellvertretenden Staatsarchivar Daniel Kress und einer Einführung in die Recherche und Benutzung von Bildmaterial im Lesesaal durch Sabine Strebel die praktische Umsetzung der Digitalisierung kennenlernen. Alexandra Tschakert zeigte mir, wie beim Staatsarchiv Glasplattennegative mit Hilfe eines selbst gebauten Leuchttisches und einer fest installierten Kamera schnell und effizient digitalisiert werden. Diesen Aspekt fand ich besonders interessant, da dies eine lohnenswerte Alternative zum zeitaufwändigeren Verfahren mit dem Durchlicht-Flachbettscanner darstellt. Auch die Bildbearbeitung am PC, das Abfotografieren von Positivabzügen und die Arbeit mit dem Buchscanner wurden mir vorgeführt und ich durfte eine Glasplatte sogar probeweise selbst digitalisieren.

Einblick in Benutzung

Bei der letzten Etappe meines Aufenthaltes sprach Sabine Strebel – ergänzend zum Besuch des Lesesaals am Vormittag – über die Recherche und Verwendung von Bildmaterial aus der Sicht eines Archivbenutzers von der Onlinesuche über die Verwendung der digitalen „Arbeitsmappe“ und Bestellung bis hin zur Berechnung anfallender Gebühren für die Bereitstellung von Bildmaterial und die Erteilung einer Reproduktionsgenehmigung. Ich war sehr erfreut, mich auch über diesen „organisatorischen“ Teil der Arbeit einmal austauschen und verschiedenste Anregungen für meine Arbeitstätigkeit in Freiburg hieraus mitnehmen zu können.

Austausch lohnt sich

Insgesamt war der Besuch in Basel für mich sehr lohnend und ich möchte allen dortigen Kolleginnen und Kollegen für die herzliche Aufnahme danken sowie für die gute Betreuung, die sie mir trotz der hohen täglichen Arbeitsbelastung zuteil werden ließen. Mein besonderer Dank gilt meiner Hauptansprechperson Sabine Strebel, die mich sehr freundlich und gut vorbereitet durch diese zwei Tage begleitet hat. Ich wünsche den Kollegen vom StABS alles Gute und hoffe, dass der Kontakt zwischen Basel und Freiburg auch in Zukunft erhalten bleibt.