Drei Bilder, eine Serie, sie alle zeigen den gleichen Ort. Das erste Bild: Eine Strassenkreuzung, Häuserreihen, gut erkennbar schlängeln sich Streifen vom unteren Bildrand in die Mitte. Auf dem zweiten Bild zeichnen sich die Silhouette der Häuser stärker vor dem hellen Himmel ab, Punkte begleiten nun die Streifen. Beim letzten Bild ist die Kreuzung erleuchtet, der Himmel dunkel. Ist es etwa Nacht? Wieder diese Streifen, mehr als bei den vorderen Bildern und auch die hellen Punkte scheinen grösser und vielzähliger geworden zu sein, Leuchtschriften und Schaufenster sind zu erkennen. Doch zu welchem Zweck wurden diesen Nachtaufnahmen gemacht und was stellen sie dar?
Eine Anzeige, die am 17. Juni 1937 vom Polizeiinspektorat Basel-Stadt und der Kantonalen Luftschutzstelle in der National-Zeitung und in den Basler Nachrichten geschaltet wurde, verrät die Antwort. Die Anzeige verkündet die Durchführung von fünf Verdunkelungsübungen, die dritte fand am Samstag, dem 26. Juni statt und umfasste Grossbasel-Ost einschliesslich dem Stadtzentrum. Basel sollte sich so, wie andere Schweizer Städte in der Zwischenkriegszeit auch, auf den Ernstfall eines Luftkrieges vorbereiten.
Tatsächlich finden sich diese Aufnahmen des Grafik- und Fotoateliers Eidenbenz in den Basler Nachrichten vom 28. Juni. Den Untertiteln der Bilder ist zu entnehmen, dass sie den Barfüsserplatz von der Steinenvortstadt aus Richtung Gerbergasse um 21 Uhr, 22 Uhr und 23 Uhr am 26. Juni zeigen.
Der Artikel gratuliert der Bevölkerung für die tolle Mithilfe und wirklich, erst auf dem letzten Bild scheint die Verdunkelungsübung abgeschlossen, erleuchten Strassenlaternen und Reklameschilder wieder den Platz. Trotz oder gerade wegen des durchaus ernsten Grundes, waren in diesen fünf Nächte viele Schaulustige unterwegs. Als verschwommene Schemen sind sie auf dem Trottoir links unten im Bild zu erkennen. Und die ominösen Lichtstreifen? Die rühren laut Artikel von Velofahrern her, die laut klingelnd und mit blauabgedunkelten Leuchten Spazierfahrten durch die Innenstadt unternahmen, was nicht von allen gern gesehen wurde. Dem Atelier Eidenbenz verhalfen sie jedenfalls zu aussergewöhnlichen Nachtfotografien.
Blog zur Übung
Ein Gastbeitrag von Elsa Käser, entstanden anlässlich der Lehrveranstaltung «Stadtbilder. Zum Umgang mit historischen Fotografien als Quellen der Stadtgeschichte», Departement Geschichte Universität Basel 2019.
Bildnachweise:
Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 8-100-2, Verdunkelung: Blick von der Steinenvorstadt gegen Barfüsserplatz und Gerbergasse, 21 Uhr, 28.06.1937
Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 8-100-3, Verdunkelung: Blick von der Steinenvorstadt gegen Barfüsserplatz und Gerbergasse, 22 Uhr, 28.06.1937
Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 45, 8-100-4, Verdunkelung: Blick von der Steinenvorstadt gegen Barfüsserplatz und Gerbergasse, 23 Uhr Normalbild nach der Verdunkelung, 28.06.1937
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