Hi­nter Altstadt-Fassaden

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Anlässe
Blick in die Martinsgasse, ca. 1940. Staatsarchiv Basel-Stadt, NEG 21055

Das Staatsarchiv ist mehr als eine Truhe mit Amtsschriften. Es bewahrt Zeugnisse vom Leben der Stadtbewohner:innen auf. In den Archivdokumenten spiegelt sich, wie man wohnte, was man ass, wer Geld hatte und wer aufbegehrte.

An der Museumsnacht vom 20. Mai 2022 öffnet das Staatsarchiv sozusagen einige Fenster: Zwischen Martinskirche und Naturhistorischem Museum werden an allen Gebäuden der Martinsgasse Rätselplakate aufgehängt. Mit Fragen wie: „Wie lang hat Maria Magdalena gelebt?“ – „Gut zu Fuss unterwegs?“ – „Wieviel Platz benötigt ein Kind?“ oder „Freie Sicht auf den Münsterplatz?“. Die Antwort findet sich im Staatsarchiv … auf Plakaten und in einem kleinen Heft.

Wenn Archivalien erzählen

Jede Berührung mit dem Staatswesen hinterlässt Spuren. Wer in diesen Altstadthäusern wohnte, liebte, litt und starb, erfährt man aus den staatlichen Kontrolldokumenten: aus Adressverzeichnissen, Volkszählungsbogen, Steuerregistern, Kirchenbüchern und Seuchenlisten. Hier zeigt sich ein plastisches Bild verschiedenster Haushalte, mit Bediensteten oder Kostgängern, Witwen und Grossfamilien, Gutbetuchten und Tagelöhnern. Ergänzend dazu erzählen die Nachlässe von grossbürgerlichen Basler Geschlechtern detailliert, was in den Stadtpalais gegessen wurde, wieviele Hemden ein Herr besass und wieviele Bijous eine Dame. Mit viel Geduld und Spürsinn wird man auch in den umfangreichen Protokollbänden von Polizei und Gericht fündig. Dort erfährt man von den vielen kleinen Konflikten des Alltags und des städtischen Lebens. Auch die Akten der Baubehörden liefern vielfältige Informationen: Baupläne, die bewilligt werden; Verkaufsdokumente, die besiegelt werden; Entscheide über Brunnenrechte etc. In den Bauakten findet sich aber auch manch Überraschendes: Klagen über Strassendreck und Unfallgefahr, Berichte über Brände und Ungeziefer, Rechte und Bedürfnisse von Mietenden. Ergänzend verraten Pläne und Protokolle der Stadtplaner, wie man sich damals die Zukunft wünschte: hier eine neue Schule, dort einen Strassendurchbruch, mehr Parkplätze oder weniger Verkehr …