Vom Scannen einer Kartei

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Digitalisierung

Wer das erste Mal den Lesesaal des Staatsarchivs betritt, bleibt unwillkürlich stehen: Die alten Archivschränke aus dem 16. Jahrhundert, einst noch im Rathaus in Gebrauch, machen Eindruck. Dabei sind sie heute – leer. Ursprünglich beherbergten sie Urkunden, im 20. Jahrhundert dann lange Zeit die Karteikarten des sogenannten Historischen Grundbuchs. Letztere wurden kürzlich digitalisiert und stehen jetzt online zur Verfügung. Niemand muss mehr die sperrigen, schweren Schubladen aufziehen, die zuweilen schon brüchigen Karteikarten herausheben und durchblättern. Fast eine Viertelmillion Auszüge aus Akten lagerten in diesen Archivschränken. Es brauchte Zeit, Sorgfalt und Wissen, diese Karten zu digitalisieren, damit sie im Online-Archivkatalog einsehbar sind.

Schritt für Schritt

Seit mehreren Jahren werden im Staatsarchiv systematisch Bestände digitalisiert. Das Team mit Daniela Meier, Peter Hofer und Thomas Wüest arbeitet routiniert und effizient. Bevor eine Karteikarte auf den Scanner gelegt werden konnte, gab es verschiedene Vorarbeiten zu erledigen. Das Historische Grundbuch war bis vor kurzem nicht im Detail erschlossen respektive katalogisiert gewesen. Wer etwas suchte, orientierte sich einfach an den Etiketten der Schubladen. Das Digitalisierungsteam musste deshalb in einem ersten Schritt die Karteikarten detailliert verzeichnen. In vereinzelten Fällen zeigte sich dabei, dass Karteikarten von Benutzenden an den falschen Platz zurückgestellt worden waren. Die Karten wurden in säurefreie Mappen und Schachteln verpackt. In einem zweiten Schritt entfernten die Archivmitarbeitenden dann die Schnurbindung, welche die einzelnen Karten zusammenhielt. Seite für Seite, Vorderseite, Rückseite, wurden die Karten dann auf den Scanner gelegt und in hoher Auflösung digitalisiert. Zur Qualitätssicherung gehörte die anschliessende Kontrolle: Stimmen Vorlagen und Scans überein betr. Anzahl, Reihenfolge etc.

Spannende Sache

Da alle Karteikarten dasselbe Format aufweisen, musste der Scanner nicht bei jedem Vorgang neu justiert werden. Dennoch gab es immer wieder Herausforderungen. Etliche der viel benutzten Karten waren im Lauf der Zeit brüchig geworden. Die ältesten Einträge stammen von 1895, und nicht alle Handschriften waren einfach lesbar. Hier bot die Publikation eines ehemaligen Archivmitarbeiters wertvolle Hilfe. In Eugen A. Meiers Buch „Das verträumte Basel“ findet sich eine Auflistung der historischen Hausnamen und Adressen / Strassen. Beim kursorischen Lesen machte das Digitalisierungsteam immer wieder Entdeckungen. Nicht nur kam es anfänglich unverständlichen Abkürzungen und Massangaben auf die Schliche. Packend war auch die schier unglaubliche Menge und Detailliertheit von Berufsbezeichnungen (Schwarzfärber, Rotfärber, Garnfärber, Tuchfärber, Schönfärber …).