Leben in der Grünpfahlgasse

Diese Seite ausdrucken
Digitalisierung

Wer durch die Basler Altstadt schlendert, fragt sich unwillkürlich: Wie war das früher hier? Wer hat hier gelebt? Das lässt sich seit kurzem einfach herausfinden. Denn das sogenannte Historische Grundbuch im Staatsarchiv wurde digitalisiert und ist nun online einsehbar. Blättern Sie mit in diesen 220 000 Karteikarten mit Auszügen aus verschiedensten Akten! Der Einfachkeit halber haben wir hier ein kleines Gässlein mit wenigen Häusern als Beispiel ausgewählt. Die Grünpfahlgasse verbindet die Gerbergasse mit dem Rümelinsplatz. Ihren Namen (1567 erstmals erwähnt und seit 1893 amtlich festgelegt) verdankt sie der behelfsmässigen Befestigung dieses Stadtteils im Mittelalter – mit grünen Holzpfählen eben.

Was verrät nun das Historische Grundbuch über die Bewohner dieser Gasse?

Im Personenregister sind alle Namen gesammelt, die auf den einzelnen Häuser-Karteikarten auftauchen.

Das Haus an der Grünpfahlgasse 1 war im 14. Jahrhundert die Synagoge der jüdischen Gemeinde. Noch bis ins 19. Jahrhundert trug es die Bezeichnung „Judenschule“. Als der oben abgebildete Stadtplan entstand, um 1860, gehörte die Liegenschaft Salome Stutz Parmentier. 1867 erwarb es dann Jakob Friedrich Dippel-DesGouttes. Im späten 19. Jahrhundert wich das Gebäude dem Neubau der Schweizerischen Volksbank.

Das Haus an der Grünpfahlgasse 4 gehörte im Laufe der Jahrhunderte einem „Brieffmoler“, „Brotbecken“, „Hausfeurer“, „Metzger“, „Seyler“ etc. Offenbar wurde dort auch Karrensalbe gesotten, wie anlässlich eines Augenscheins 1678 notiert wurde. 1861 gehörte die Liegenschaft „Frl. Carolina Schmitt“ von Meinhardt, Würtemberg.

Das Haus an der Grünpfahlgasse 5 trug den Namen „zum kleinen Mühlestein“. Erwähnt ist 1665 ein Pastetenbäcker, später ein Kupferschmied, ein Glaser, ein Schuhmacher, ein Metzger … 1860 gehörte die Liegenschaft Jakob Neuschwander, Wagenmeister.

Das Haus an der Grünpfahlgasse 6 hiess „zum grünen Pfahl“. 1491 wies das Fünfergericht den Eigentümer an, seinen Kamin so zu bauen, dass die Liegenschaft der benachbarten Schmiedenzunft keinen Schaden erlitte. Offenbar blieb das Nachbarschaftsverhältnis auch viel später schwierig, wiederholt verhandelte man über Mauern, Fenster und anderes. 1862 gehörte die Liegenschaft Samuel Schwander, einem Schlosser.

Das Haus an der Grünpfahlgasse 8 lag gegenüber der Rümelinsmühle. 1400 erlaubte der Rat dem damaligen Hausbesitzer, das Birsigwasser durch eine separate Leitung für sein Haus zu nutzen, wenn die Mühle nicht betrieben wurde. 1861 war ein Leonz Gassler, Wagner aus Koblenz, Hausbesitzer.