Nie wieder, ich schwöre / 6

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Digitale Edition

Am 6. November 1564 versprach Bastean Reller der Totengräber: Er werde sich von Stadt und Land Basel fernhalten, und zwar diesmal wirklich. Schon früher war er verwiesen worden. Damals hatte er sich dem obersten Knecht – vor Augen des Vogts sogar – mit wüsten Worten widersetzt. Als er merkte, dann man ihn deswegen einkerken wollte, floh er mittels einer Stange aus dem Haus. Als Reller nun wieder in die Stadt kam, liess ihn der oberste Knecht in den Wasserturm legen. Frei kam er nur gegen ein erneutes Versprechen, sich fernzuhalten.

Und dann hatte das Ganze noch ein Nachspiel. Rellers Frau wurde mit dem Bettelvogt uneins, gab ihm einen Trunk, und der starb daran. So steht es nachzulesen in Band X der sogenannten Urfehdebücher im Staatsarchiv Basel-Stadt.

Was ist eine Urfehde? Der schriftlich beglaubigte Verzicht auf Rache an Richtern und Strafverfolgern, oft verbunden mit dem Versprechen, das Gebiet der Stadt nicht mehr zu betreten. Die Urfehdebücher sind somit eine unglaublich reiche Quelle für den Einblick in das Verhältnis von Recht und Ordnung, Alltagsverhalten und Norm früherer Jahrhunderte.

Im Original lautet der Eintrag im Urfehdebuch so:

Bastean Reller der todtengreber

Dennoch und er vor ettlichen jaren von statt und landt verwyssen und nochmalen wider begnadet, hatt er sich gegen dem obersten knecht Heinrichen Brucker ongebürlichen ghalten im under ougen inn bysin dess vogts gseyt, er sige nit sin herr, er habe im nützit zepieten, und andere tratzliche wort tryben, und wie er vermerckt das man in wellen inlegen hatt er sich an einer stangen zuom hus uss, herab glossen sich darvon gemacht, als er aber yetzt wider harin kommen hatt in der oberst knecht inn Wasserthurn legen lossen, und uff Mentag, den sechsten Novembris ditz 64 jars mit gmeynder urphet, wider ledig glossen, dorby er ouch geschworen hatt, das er sich von statt und landt Basell hinweg thuon, und onerloupt, nit wider har in kommen solle, dann sin frow dem bettelvogt als sy mit im uneins gsin, ein trunck geben, so er uff sin letst endt
behalten hatt, das er desselben truncks gestorben.
Niclauss Im Hoff Not[ariu]s s[ub]s[crip]s[it]

Digitale Edition

Diese Abschrift stammt aus der digitalen Edition des Basler Urfehdebuchs X. Diese ist unter Leitung von Prof. Dr. Susanna Burghartz aus einer Transkriptionsübung 2012 und einer gemeinsam mit Sonia Calvi durchgeführten TEI-Kodierungsübung 2016 am Departement Geschichte der Universität Basel entstanden. Die technische Leitung des Projektes lag bei Prof. Dr. Georg Vogeler (Universität Graz, GAMS), die technische Umsetzung besorgte Christopher Pollin.