Das Staatsarchiv Basel-Stadt und das Naturhistorische Museum planen bekanntlich einen Neubau beim Bahnhof St. Johann. Das Baugelände liegt im St. Johanns-Quartier, gerade mal 7 Tramminuten oder 1500 Meter Luftlinie vom heutigen Standort in der Innenstadt entfernt. Und doch hört man immer wieder, der neue Standort sei halt schon sehr peripher gelegen. Das mag mit liebgewonnenen Gewohnheiten zu tun haben, vielleicht aber auch mit einer historisch belasteteten Perspektive. Denn im St. Johann war die Stadt tatsächlich einst am Ende. Von da an gen Westen lag Ackerland.
Stadtmauer und Vorland im Westen Basels, 1856. Staatsarchiv Basel-Stadt, Planarchiv S 5,2.
Doch der Stadtplan von 1856 zeigt bereits den Anfang des Wandels. 1845 wurde der erste Bahnhof in Basel in Betrieb genommen. Dazu musste die Stadtmauer abgebrochen werden. Keine zehn Jahre später entstand dann der Centralbahnhof (heute Bahnhof SBB). Und rings um Basel begannen die Stadtmauern zu fallen.
Bahnhof St. Johann
Bereits um 1900 lag das künftige Archivneubau-Gelände beim heutigen Bahnhof St. Johann schon nicht mehr weit aussen vor der Stadt. Das St. Johanns-Quartier hatte sich gen Westen hin ausgedehnt. Mit dem Güterbahnhof St. Johann wurde 1902 dann eine neue Grenzmarke errichtet. Bis hierhin reichte die bewohnte Stadt, ab hier dominierten Fabriken und Versorgungsanstalten wie Friedhof und Psychiatrieklinik.
Projekt zur Verlegung der Elsässerbahn, 1897. Staatsarchiv Basel-Stadt, Planarchiv F 4,72.
Und nochmals ein halbes Jahrhundert später war die Stadt im Westen schon über die Landesgrenze hinausgewachsen. Der ehemalige Güterbahnhof St. Johann ist heute zum Personenbahnhof aufgestiegen, zur Drehscheibe des grenzüberschreitenden Pendlerverkehrs. So liegt das St. Johanns-Quartier, liegt der künftige Bauplatz für das Staatsarchiv, also keineswegs mehr am Stadtrand. Sondern praktisch im Herzen der heutigen trinationalen Stadtlandschaft.
Die Grossstadt Basel 1967. Staatsarchiv Basel-Stadt, Planarchiv Z 1, 52.
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