Das neue Archiv: Visionen und Illusionen

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Archivneubau

Und kaum war das Siegerprojekt für den Neubau von Staatsarchiv und Naturhistorischem Museum Ende August bekannt gegeben, hagelte es Meinungen. Die Jury lobte die «klare städtebauliche Setzung und die einfache Gliederung des langgestreckten Baukörpers». Die Architekturzeitschrift Hochparterre stellte klar: «Der lange Schlitten mit hohem Turm sitzt gut am Ort und ist unaufgeregt, aber sorgfältig gegliedert.». Und in den Online-Kommentaren verschiedener Tageszeitungen hiess es: «Schöner, lichter und grosszügiger Bau», «Also ich finde das Projekt und die Lage sensationell», «Passt der geplante Beton/Glasklotz im St. Johann dorthin?», «Industrielle Kiste mit dem Charme eines Flughafens», «Der Bau gefällt, klare Formensprache».

Wer hat nun recht?

Visualisierung Siegerprojekt Zasamane. ZVG Hochbauamt Basel-Stadt.

Der Sog von solchen Visualisierungen ist unwiderstehlich. Dabei ist allen Beteiligten klar: Das sind Kunstbilder, Visionen, Vorschläge. Der fertige Bau wird sich in seiner äusseren Wirkung anders präsentieren. Und deshalb ist es auch mehr als müssig, all den anderen Visionen nachzutrauern – den Bildern der übrigen 20 Projektvorschläge, die eben nicht gewonnen haben. Der Vergleich zeigt höchstens eines: Die Aufgabe (ein Gebäude für zwei Institutionen) war nicht leicht, und das langgestreckte Grundstück liess wenig Spielraum. Was auf den ersten Blick besticht und gefällt, entpuppt sich manchmal schon beim zweiten Blick als Illusion. Wenn man nämlich die Pläne im Detail studiert, die Lage der Räume erkennt und sich vergegengewärtigt, wie Menschen und Waren zirkulieren sollen, wird oft rasch klar: Schönheit und Originalität alleine genügen nicht, Funktionalität ist entscheidend. Und die ist beim Siegerprojekt eindeutig gewährleistet.

Dennoch zeigen wir hier nochmals alle übrigen 20 Ansichten, Wettbewerbsbeiträge, Visualisierungen der Aussenwirkung. Damit Sie sich selbst ein Bild machen, Visionen vergleichen und über Illusionen nachdenken können. Und im Jurybericht nachlesen können, wie sich die Jury für die beste Vision mit den wenigsten Illusionen entschieden hat.