Dauer der Arbeitszeit: 11 Stunden

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Allgemein, Archivpädagogik

Ein Beitrag von Caroline Vollenweider, Pfeffingen BL, Christian Eng, Brislach BL, und Nathan Willemin, Delémont JU

Montagsblues? Stress am Arbeitsplatz? Kurze Mittagspause? Glauben Sie uns, schon nach der Lektüre einer einzigen Fabrikordnung aus dem 19. Jahrhundert fühlt sich der heutige Arbeitsalltag wesentlich weniger schlimm an.

 

3. März 1879, Fabrikordnung. Staatsarchiv Basel-Stadt, Handel und Gewerbe AA 8

 

3. März 1879, Fabrikordnung. Staatsarchiv Basel-Stadt, Handel und Gewerbe AA 8

Formaler Kontext der Quelle

Die Fabrikordnungen von 1878 bis 1889 bestehen aus dicken und groben Blättern. Berührt man das Papier, kann man die Fasern durch den Handschuh spüren. Ebenso ist das Papier nicht weiss, sondern leicht vergilbt und mit vielen handschriftlichen Einträgen versehen.

Historischer Kontext der Quelle

Die Fabrikordnungen haben das Verhalten, die wenigen Rechte und die vielen Pflichten der Arbeiter*innen in den Fabriken, in unserer Quelle in einer Weberei, geregelt. Sie wurden vom Patron der jeweiligen Fabrik verfasst und mussten dem kantonalen Departement des Inneren zur Prüfung vorgelegt werden. Es gab Inspektoren, die die Fabriken besuchten, um zu überprüfen, ob die Ordnungen auch eingehalten wurden.

Sommer- und Winterzeit schon im Jahre 1879

Für uns war es ungewöhnlich, dass es in den Fabrikordnungen verschiedene Sommer- und Winter-Arbeitszeiten gab. Im Sommer mussten die Fabrikarbeiter*innen früher mit der Arbeit beginnen als im Winter. Dies hatte einerseits mit den Lichtverhältnissen zu tun, da es im Sommer früher und länger hell ist, andererseits bedingte die Sommerhitze eine längere Mittagspause. Die ersten elektrischen Leuchten kamen erst 1879 in die Schweiz und waren teuer, so dass das Tageslicht lieber ausgenutzt wurde. Heutzutage haben wir überall elektrisches Licht, was die unterschiedlichen Arbeitszeiten im Jahr überflüssig machen würde, die Sommer- und die Winterzeit sind uns dennoch erhalten geblieben. Zudem haben heute viele Arbeitnehmende flexible Arbeitszeiten, was damals mit der Akkordarbeit in einer Fabrik undenkbar war.

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Schulprojekts über Industrialisierung, durchgeführt von zwei bilingualen Schulklassen aus dem Regionalen Gymnasium Laufental, mit Lehrerin Noëlle Borer.