Neu für Sie: Kindheit eines Spions

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Kindheits- und Jugenderinnerungen von Josef Böswald-Brodbeck (Autobiographische Schriften) – das tönt harmlos. Verglichen mit dem, was die Fortsetzung dieser Memoiren enthalten würden … Im Staatsarchiv findet sich unter der Signatur PA 1251 ein ca. 100 Seiten dickes maschengeschriebenes Dokument. Darin schildert der Verfasser (geboren 1893, gestorben 1961) seine Erinnerungen an die Jahre bis zum Ersten Weltkrieg.

 

StABS PA 1251

Erste Seite des Typoskripts von Josef Böswald. Staatsarchiv Basel-Stadt, PA 1251.

 

Wer war Josef Böswald?

Er kam am 2. März 1893 als Sohn eines deutschen Staatsangehörigen in Basel zur Welt. Hier durchlief er auch die Schulen und machte seine Berufslehre. Kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde ihm das Bürgerrecht der Stadt Basel verliehen. Während des Krieges leistete er rund 500 Diensttage Aktivdienst als Kanonier der Feldartillerie. 1918 trat Böswald in das Basler Polizeikorps ein. Erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges stellte die Politische Abteilung fest, dass Josef Böswald während des Krieges als Agent für den deutschen Sicherheitsdienst (SD) tätig gewesen war. In erster Linie hatte er elsässische Flüchtlinge verraten. Weiter verriet Böswald Informationen zur politischen Einstellung von Beamten der Basler Polizei. Schliesslich wirkte er auch bei einem Sabotageplan gegen die Politische Polizei in Basel mit. 1946 wurde Böswald zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Diese verbüsste er in der Basler Strafanstalt Schällemätteli.

Die Kindheits- und Jugenderinnerungen von Josef Böswald wurden dem Staatsarchiv im Februar 2015 von dessen Enkel Peter Oser zu Eigentum übergeben. Böswald hatte dieses über 100 Seiten umfassende Typoskript während seiner Haftzeit verfasst.

Weitere  Quellen

Von diesem Werdegang steht in den Memoiren nichts. Auskunft darüber gibt jedoch der Bericht des Regierungsrates über die Abwehr staatsfeindlicher Umtriebe in den Vorkriegs- und Kriegsjahren sowie die Säuberungsaktion nach Kriegsschluss vom 4. Juli 1946 (Ratschlag 4254 in der Drucksachensammlung DS BS 9). Es existiert zudem ein Dossier des polizeilichen Spezialdienstes betr. «Böswald, Josef (und Konsorten)» (PD-REG 5a 2 5294).