Nein, das ist kein eierlegender Hahn. Sondern eine Sagengestalt, ein Basilisk. In Basel trifft man ihn auf Schritt und Tritt an. Und immer wieder wird die Frage laut: Gab es diese Figur wirklich? Und immer wieder wird die Geschichte zitiert, dass anno 1474 doch in Basel ein Hahn hingerichtet worden sei, weil man fürchtete, er habe ein Basiliskenei gelegt … Und immer wieder mal wird dann das Staatsarchiv angefragt, ob es diese Geschichte bestätigen könne. Deshalb im Folgenden die Antwort von Staatsarchivar Andreas Staehelin aus dem Jahr 1962 (!).
Enthauptet und verbrannt
„Der einzige zeitgenössische Bericht über dies Begebenheit findet sich in der Chronik des Kaplans am Basler Münster Johannes Knebel. Dort heisst es:
De gallo qui otavit. Anno domini 1474 die jovis quarta mensis augusti in civitate Basiliensi fuit quidam gallus 11 annorum, qui otavit et produxit ovum longum. Qui quidem gallus traditus fuit lictori cum ovo et amputato capite primo, deinde excentratus, in eo fuerunt reperta alia duo ova, que simul omnia fuerunt combusta prope domum lictoris in monte Carbonum, multis viris et mulieribus presentis.
Knebel lebte damals selbst in Basel; sein Zeugnis darf also als authentisch und zuverlässig gelten.
Das sogenannte Henkershaus am Kohlenberg vor 1857. Staatsarchiv Basel-Stadt, BILD Schn. 127 recto
Aus zwei werden drei
In den Chronikalien des Basler Ratsherrn Konrad Schnitt, die aber erst um 1535 herum geschrieben wurden, heisst es:
Anno 1474 uff dornstag vor Lorentziy liessen die von Basel einen hannen verbrennen uff dem Kollenberg, der hat ein ey geleit. Und wardt das ey ouch verbrant; dan man vorcht, esz wurd ein wurm darusz. Und der hencker schneid den hannen uff und fand noch 3 eyer in im ligen.
Neu ist hier die Angabe, man habe Angst gehabt, dass dem Ei ein Wurm (das heisst ein Drache, ein Basilisk) entspringe.
Halb Hahn, halb Schlange
Die ganze Geschichte kehrt dann wieder in der Kurtzen Bassler Chronick des Johann Gross, die im Jahre 1624 erschien. Gross gibt das Ereignis fast mit denselben Worten wie Schnitt wieder, geht also somit wohl auf Schnitt zurück. Er fügt noch hinzu: „Dann, wie Vincentius schreibt im 16. Buch Speculi Naturalis, cap. 77 allezeit dafür gehalten worden, dass ein Han in seinem Alter ein Ey lege, auss welchem ein Basilisk wachse: welches aber von einer schlagen, Coluber genannt, aussgebruotet werde im Mist. Dahero der Basilisk ein halber Han und halbe Schlange sey. Er sagt auch, es haben etliche bezeuget, dass sie Basilisken geseen haben auss solchen Eyern ausschlieffen.“
Das wars
Staatsarchivar Staehelin schloss seine Antwort 1962 mit dem knappen Befund: „Leider enthält unser Archiv keine anderen Angaben über diesen Vorfall; auch existieren keinerlei Illustrationen zu diesem Ereignis.“
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