„Aussergewöhnlich ist dieses Buch in mindestens dreierlei Hinsicht“, schreibt Herausgeber Sacha Zala im Vorwort zur Publikation „Der Fall Davis“. Wegen der Spionageschichte, die darin aufgearbeitet wird; weil der Autor als pensionierter Staatsarchivar eine regelrechte Passion zum Fall entwickelte; und weil er das Manuskript durch seinen frühen Tod nicht bis zum Druck begleiten konnte. Letzteres übernahm für ihn Sacha Zala, Leiter der Forschungsstelle Dodis (Diplomatische Dokumente der Schweiz).
Der Fall
Der Spionagefall Charles Davis hielt 1950–1951 Bundesrat, Polizei- und Strafverfolgungsbehörden in der Schweiz auf Trab. Charles Davis wurde beschuldigt, zuhanden amerikanischer Behörden in der Schweiz Informationen über linksextremistische Personen gesammelt zu haben. Die ersten Jahre des Kalten Krieges waren durch einen heftigen Antikommunismus geprägt. Die regelrecht inquisitorischen Tätigkeiten des US-amerikanischen Senators Joseph McCarthy befeuerten in den 1950er Jahren etliche Verschwörungstheorien. Die vermeintliche kommunistische Unterwanderung durch Künstler, Studenten, Wissenschaftler, Diplomaten bis hin zu hohen Beamten rechtfertigte für die amerikanischen Behörden eine massive Überwachung im In- und Ausland.
Mit fundierter Quellenkenntnis hat Josef Zwicker in diesem Buch akribisch und facettenreich den Umgang der schweizerischen Behörden mit einem politischen Vergehen rekonstruiert, welches sie vor das Dilemma stellte, zwischen antikommunistischer Polizeiraison oder rechtsstaatlicher Strafverfolgung zu wählen. Durch die Analyse dieses Falles wird ein präzises Bild der ideologischen Prägungen schweizerischer Behörden im Kalten Krieg gezeichnet.
Josef Zwicker (1944–2017), Dr. phil., Historiker, war von 1992 bis 2007 Staatsarchivar des Kantons Basel-Stadt.
Die Publikation
Josef Zwicker: Der Fall Charles Davis. Ein politisches Vergehen zwischen Polizeiraison und Strafverfolgung 1950–1951. Aus dem Nachlass herausgegeben von Sacha Zala, Bern: Dodis 2019 (ISBN 978-3-906051-55-0). Als pdf hier herunterzuladen.
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