„Ich fragte mich lange, was ich falsch gemacht habe oder warum das alles so kam.“ In seinem Erinnerungsbuch spürt der Basler Hanspeter Bobst seiner Kindheit nach, „einer Kindheit, die keine war“. Denn er erlebte seit frühesten Jahren anhaltend behördliche Zwangsversorgung und Missbrauch durch Betreuungspersonen. Erst im Alter von 20 Jahren entliess ihn die Fürsorgebehörde aus der ungewollten Aufsicht.
Mich kann man mitnehmen
Hanspeter Bobst, geboren 1946, wuchs als unehelich geborenes Kind anfänglich bei seinen Grosseltern auf. Doch „eines Tages kam, was kommen musste“: Die Mutter brachte den Fünfjährigen an den Badischen Bahnhof, drückte ihm einen Strohkoffer in die Hand und liess ihn mit einem Kartonschild („Mich kann man mitnehmen“) stehen. Damit begann eine jahrzehntelange Leidensgeschichte von Missbrauch, körperlich und sexuell, Ausbeutung, Vernachlässigung, Flucht und Einsperren. Hanspeter Bobst verbrachte seine Kindheit immer wieder auch bei der Mutter, die unter unglücklichen Beziehungen litt, oft aber in Kinderheimen, in einem Klosterheim, im Basler Aufnahmeheim. „Meine unbeschwerte Jugend wurde mir geraubt“, „Mein ganzes Leben wurde immer wieder zerfetzt in Einzelstücke“, so schildert der Autor seine Erfahrungen.
Hilfe aus dem Archiv
Das „Tagebuch einer Kindheit, die keine war“, beruht auf den Erinnerungen von Hanspeter Bobst, die er niederschrieb und 2016 veröffentlichte. „Ich habe dieses Buch geschrieben“, heisst es im Vorwort, „damit ich ein kleines bisschen den jungen Menschen und Kindern in unserer Schweiz helfen kann zu verstehen, warum so manches schiefläuft und was passiert, das nicht passieren sollte.“ Viele der geschilderten Ereignisse fanden auch ihren Niederschlag in amtlichen Dokumenten. Auf Anfrage von Hanspeter Bobst hin recherchierten Mitarbeitende des Staatsarchivs in den archivierten Unterlagen und suchten bei Behörden nach Dokumenten. So gelang es für viele erinnerte Ereignisse, die entsprechenden amtlichen Dokumente zu finden. Gewisse Ereignisse bleiben leider weiterhin unbelegt.
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