Neu für Sie: Bilder einer städtischen Kloake

Diese Seite ausdrucken
Allgemein, Digitalisierung, Historische Fotografie, Neu zugänglich, Projekt Sicherung & Nutzbarmachung

Linkes Birsigufer zwischen Barfüsserplatz und Rüdengasse (03.1886)

Ein oft zitiertes Bild – aber was ist seine Geschichte? Staatsarchiv Basel-Stadt, AL 18, 11.

Der Birsig – heute ein unsichtbarer Fluss im Stadtuntergrund Basels. Vor 130 Jahren noch: eine offene, stinkende Kloake. Die Bilder dieses Stadt-Abwassers sind bekannt, aber kaum jemand weiss, woher sie stammen. Jetzt kann man das einfach nachschauen: Das Fotoalbum „Der Birsig vor der Korrektion“ von Adam Varady (1886) wurde im Rahmen des Projekts Sicherung & Nutzbarmachung digitalisiert. Damit stehen diese Bilder zu einem eindrücklichen Kapitel Stadtentwicklung online zur Ansicht frei.

Gefahr vom Wasser

Dort wo heute die Marktgasse verläuft, floss einst der Birsig offen durch die Stadt. Beim Steinentor trat er in die Stadt ein, bei der Schifflände mündete er in den Rhein. Teile des Flusses wurden bereits im Mittelalter überdeckt. Verschiedene Brücken führten über den Birsig. Bei starkem Regen drohte Hochwassergefahr. Und da im Fluss Haus- wie Gewerbeabfälle entsorgt wurden, war der Fluss eine stinkende Kloake. Ganz anders, als es die idyllischen Aquarelle von Johann Jakob Schneider andeuten.

Das verunreinigte Wasser trug dazu bei, dass sich Epidemien wie Cholera oder Typhus verbreiten konnten. Ein Stadtplan mit den von Typhuskranken bewohnten Häusern aus den 1860er-Jahren zeigt eindrücklich, wie sich die Krankheitsfälle im Umfeld des Birsigs verdichteten.

Zur Behebung des Problems plante man die Überdeckung des Birsigs und die Sanierung des Flussbetts. Erste Pläne entstanden in den 1870er-Jahren, mit der Teilkorrektion wurde aber erst 1885 begonnen. Das Fotoalbum von Adam Varady dürfte also aus diesem Anlass entstanden sein: um den Zustand vor der Flusskorrektion zu dokumentieren.

Mit der vollständigen Überdeckung des Birsig zwischen Schifflände und Barfüsserplatz war um 1900 die erste Etappe der Überwölbung abgeschlossen. Erst 1948/50 wurde dann die Partie in der Steinenvorstadt eingedeckt, die heute den Birsigparkplatz bildet. Den Abschluss bildete 1953 die ergänzende Überwölbung des Birsig unterhalb der Heuwaage.

Pläne Birsigkorrektion

Hier folgen die Links auf einige digitalisierte Pläne zur Birsig-Korrektion. Mehr Pläne (nicht digitalisiert) lassen sich leicht über eine Abfrage des Online-Archivkatalogs finden.

  • Correction des Birsig-Baches innerhalb der Stadt Basel, undatiert. Planarchiv B 3,248
  • Correktion des Birsigs [von der Lohhof Brücke bis zur Klosterberg Brücke], 1873. Planarchiv B 4,1
  • Correktion des Birsigs [von der Klosterbergbrücke bis zum Ueberfall beim „Schiff“], 1873. Planarchiv B 4,2
  • Correktion des Birsigs [vom Ueberfall beim „Schiff“ bis Marktplatz], 1873. Planarchiv B 4,3
  • Correktion des Birsigs [vom] Marktpla[t]z [bis] Rhein, 1873. Planarchiv B 4,4
  • Birsig-Korrektion. Zustand vor der Korrektion. Rümelinbach, Marktplatz, Sporengasse, Stadthausgasse, Fischmarkt, Eisengasse, Sattelgasse, 1894. Planarchiv B 6,32
  • Birsig-Correction [Birsig-Korrektion]. Project vom März 1881. Blatt IV: Vom Markt bis Rhein, 1881. Planarchiv J 5,25