Neu für Sie: das Familienarchiv Oeri

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Neu zugänglich

Albert Oeri-Preiswerk, eines der berühmten Familienmitglieder. Staatsarchiv Basel-Stadt, BSL 1045l 3-4 5 1

Ende Januar 2019 wurde der Hauptbestand des Archivs der Familie Oeri (PA 1237a) für die Benutzung freigegeben. Der Bestand weist einen Umfang von 15,8 Laufmetern auf und umfasst einen Zeitraum von 1470 bis 2018. Er enthält nebst einer reichhaltigen familiengeschichtlichen Dokumentation Unterlagen aus den Nachlässen verschiedener Familienangehöriger vom 18. bis zum 20. Jahrhundert. Dabei sind die Unterlagen aus dem Nachlass von Albert Oeri-Preiswerk (1875-1950) unter der Archivsignatur PA 1237a G besonders herauszustreichen. Oeri, langjähriger Chefredaktor der Basler Nachrichten und von 1931 bis 1949 Nationalrat, war Mitinitiator der „Aktion Nationaler Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ und wurde mit seinen Leitartikeln und aussenpolitischen Kommentaren zu einem der wichtigsten Vertreter der Geistigen Landesverteidigung. Auch trat Albert Oeri in den Kriegsjahren dezidiert gegen die Pressezensur ein und wurde so zur Zielscheibe der Eingabe der Zweihundert, welche den Bundesrat zu schärferen Massnahmen gegen die Presse aufforderte.

Mäzenatentum

Durch die Heirat des Arztes und Basler Grossrats Jakob Oeri (1920-2006) mit Vera Hoffmann (1924-2003) im Jahr 1948 wurden die Oeri zu Hauptaktionären der Firma F. Hoffmann-La Roche. Fortan zeichnete sich die Familie in Basel durch Mäzenatentum in den Bereichen Kunst, Musik und Museen aus. Stellvertretend sei hier das Engagement von Vera Oeri-Hoffmann erwähnt; sie war Mitglied verschiedener Basler Stiftungsräte, so 1959-2003 der Emanuel-Hoffmann-Stiftung (1979-1995 Präsidentin), 1969-2003 der Maja-Sacher-Stiftung (1999-2003 Präsidentin), 1974-1994 der Musik-Akademie der Stadt Basel, 1986-2003 der Paul-Sacher-Stiftung und 1996-2003 der Jubiläumsstiftung F. Hoffmann-La Roche AG. Nach ihrem Tod wurde 2004 für die Förderung und Unterstützung der Musik-Akademie der Stadt Basel die Vera-Oeri-Stiftung gegründet.

Stiftung für das Archiv

Das Archiv der Familie Oeri wurde ab 1970 durch Heinrich Oeri-Schenk (1905-1995) aufgebaut. Neben den Akten umfasst das Archiv eine Bildersammlung mit rund 250 inventarisierten Bildern (darunter viele Portraits), eine Objektsammlung mit rund 90 inventarisierten Gegenständen sowie ca. 5 Laufmeter Bücher, die die Familie behandeln oder von Familienmitgliedern verfasst wurden. 1978 wurde zur Pflege des reichhaltigen Bestands eigens die Familienstiftung Oeri-Archiv gegründet. Sie hat folgenden Zweck: Erhalt und Ordnung aller bekannten Dokumente, Erwerb und Sammlung weiterer Familienunterlagen, ferner sachgemässe Aufbewahrung aller Dokumente, Gemälde und Gegenstände, welche der Stiftung zu Eigentum oder als Deposita übergeben sind sowie Ermöglichung von Studien durch Einsichtnahme in das Archiv. Für die Betreuung des Archivs ist ein vom Stiftungsrat eingesetzter Verwalter zuständig.

Schritt für Schritt

Das Aktenmaterial aus dem Familienarchiv gelangte in mehreren Schritten ins Staatsarchiv, nachdem die Familienstiftung 2014 entschieden hatte, den Archivbestand künftig im Staatsarchiv zu deponieren; die Stiftung wollte mit diesem Entscheid eine bessere Sichtbarkeit und eine einfachere Benutzbarkeit des Bestandes erreichen. 2014 wurden dem Staatsarchiv verschiedene Unterlagen übergeben, die bloss einen indirekten Bezug zur Familie Oeri haben und daher nicht in den Hauptbestand integriert worden waren (PA 1237c). In einem nächsten Schritt gelangte 2015 das sogenannte Schorndorff-Archiv ins Staatsarchiv (PA 1237b), welches einen in sich geschlossenen Teil innerhalb des Oeri-Archivs bildete. Die direkten verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den Familien Oeri und Schorndorff gehen auf den Begründer der Basler Linie der Oeri, Johann Jakob Oeri-Burckhardt (1817-1898) bzw. dessen Mutter Maria Magdalena Schorndorff (1780-1830), zurück. Seine Gattin Maria Louise Burckhardt (1813-1889) wiederum war die Tochter des Antistes Jakob Burckhardt (1785-1858) und der Susanna Maria geborene Schorndorff (1782-1830). Das Schorndorff-Archiv enthält daher nicht nur Unterlagen die Familie Schorndorff betreffend, sondern auch zur Familie von Antistes Jakob Burckhardt-Schorndorff, insbesondere auch zu dessen Sohn (und Schwager von Johann Jakob Oeri-Burckhardt), dem Kunsthistoriker Jacob Burckhardt (1818-1897).

Der nun neu freigegebene Hauptbestand des Familienarchivs Oeri wurde dem Staatsarchiv im Mai 2018 übergeben.