Online-Edition der Briefe an Jacob Burckhardt

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Digitale Edition

HMB Schreibtisch Jacob Burckhardt Inv. 1990.497

Der Schreibtisch von Jacob Burckhardt um 1850 (HMB). Hier sass er und las all die Briefe, die ihn von überall her erreichten: Hinweise, Dankesschreiben, wissenschaftliche Erörterungen, politische Kommentare und viel mehr. Ab sofort sind diese Briefe online nachzulesen auf der Website http://burckhardtsource.org. Und in den kommenden Wochen präsentiert dieser Blog jeweils ausgewählte Hintergründe und Briefstellen.

Ein belesener Mann

Jacob Burckhardt (1818–1897) lehrte an der Universität Basel Geschichte und Kunstgeschichte. Sein Werk ‹Die Cultur der Renaissance in Italien› von 1860 beinflusste Generationen von Forschenden. Burckhardt pflegte einen regen Austausch mit Gelehrten und Bekannten. In seinem Nachlass, der zum Teil im Staatsarchiv liegt, finden sich Hunderte von Briefwechseln. Ein Forscherteam hat daraus die bisher unveröffentlichten Briefe an Burckhardt wissenschaftlich ediert und auf einer eigenen Website öffentlich zugänglich gemacht. Von den insgesamt ca. 1100 Briefen wurden bisher 700 auf der Website veröffentlicht. Weitere Briefe folgen laufend. Zeitlich umfasst die Edition die Jahre 1843 bis zum Tod Burckhardts 1897.

Staatsarchiv Basel-Stadt, NEG A 3990

Jacob Burckhardt. Staatsarchiv Basel-Stadt, NEG A 3990.

Frauen, Fotografie, Revolution

Die Briefe an Burckhardt zeugen von seinem weit gespannten Beziehungsnetz und geben Einblick in sein kulturhistorisches Schaffen. Darüber hinaus bieten sie aber auch Einblick in die Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Die Website http://burckhardtsource.org bietet entsprechende thematische Highlights an. Zum Beispiel über die Lebensverhältnisse von Frauen, die Bedeutung der aufkommenden Fotografie oder die politischen Umwälzungen der europäischen Staaten.

Digitaler Mehrwert

Dank der digitalen Aufbereitung können die in den Briefen enthaltenen Informationen vielfach verknüpft und ausgewertet werden. Die Website http://burckhardtsource.org präsentiert die Briefe in verschiedenen Formaten: als Bildscan, als einfache diplomatische Abschrift mit den Varianten und als wissenschaftlich kommentierten Text. Die Texte können mit einer Volltextsuche abgefragt werden. Daneben bietet die Plattform die Möglichkeit, mit Filtern oder Facetten zu recherchieren, nach Metadaten (Jahr, Absender, Ausstellungs- und Zielort) und Kommentarkategorien (Personen, Orte, Kunstwerke, bibliographische Angaben).

Der Browser stellt verschiedene Visualisierungen der Korrespondenz bereit. Die einzelnen Briefe können mit Kurzbeschreibung und Vorschaubild des Manuskriptes sowie auf einer Zeitleiste oder auf einer geographischen Karte dargestellt werden. In jeder der Darstellungsformen kann die Facettennavigation eingesetzt werden, um die Suchergebnisse schrittweise einzuschränken. Die Advanced Semantic View, ein weiteres Visualisierungstool, verknüpft die Briefschreiber und –inhalte und setzt sie in gegenseitige Beziehungen.

Forschungs-Partnerschaft Basel-Pisa

Realisiert wurde die Online-Edition 2010–2015 von einem Forschungsteam unter Professor Maurizio Ghelardi (Pisa), der auch an der gedruckten Edition der Werke Jacob Burckhardt beteiligt ist. Projektpartner waren unter anderen die Jacob Burckhardt-Stiftung in Basel als Nachlassverwalterin Burckhardts, das Staatsarchiv Basel-Stadt und die Universitätsbibliothek Basel als Aufbewahrungsorte der Nachlässe.

Logischer Schritt

Das Staatsarchiv Basel-Stadt übernimmt die Website http://burckhardtsource.org aus mehreren Gründen. Einerseits geschieht dies wegen des inhaltlichen Bezugs, stammen doch etliche der edierten Briefe aus dem Staatsarchiv. Ausschlaggebend ist aber ein strategischer Aspekt. Das Staatsarchiv engagiert sich stark in der Nutzbarmachung seiner Unterlagen und arbeitet an der Entwicklung eines digitalen Lesesaals. Projekte wie die Online-Edition der Burckhardt-Korrespondenz ergänzen diese Öffnung und Vernetzung ideal. Das Staatsarchiv garantiert zudem langfristig den Erhalt und die Zugänglichkeit der Daten. Inhaltlich wird die Website weiterhin vom Forscherteam um Professor Ghelardi gepflegt. Künftig sollen dort auch die von Jacob Burckhardt verfassten Briefe ediert werden.