Reisen trotz Corona 4: Postkarten-Geschichten Tropenfieber

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Die Grenzen sind zu, Züge und Flugzeuge stehen still. Dann reisen wir halt im Kopf! Aus aktuellem Anlass hier nochmals ein älterer Blogbeitrag.

Wenn jemand eine Reise macht … hat er was zu erzählen. Zum Beispiel auf einer Postkarte. Über 100 Zitate und Bilder von Reiseerinnungen zeigte das Staatsarchiv an der Museumsnacht vom 22. Januar 2016. Und hier gibt es ergänzende Hintergrundinfos.

4. Tropenfieber

Das Zitat stammt aus einem Bericht über die Afrika-Reise von Paul Speiser, 1950–1954. Die entsprechenden Unterlagen finden sich im Privatarchiv PA 979a Nachlass Tadeus Reichstein. Die Reise wurde vom Chemiker und Nobelpreisträger Tadeus Reichstein geleitet. Sie diente der Erforschung des Vorkommens bestimmter Pflanzen. Reichstein widmete sich in diesen Jahren vor allem der Isolierung von herzwirksamen Stoffen aus afrikanischen Pflanzen.

Die Zitate stammen aus Briefkopien des Grenadiers J. P. Kätsch an Grenadier Schütz 1750 aus Paramaribo, Surinam. Die Unterlagen befinden sich im Nachlass von Margaretha Maria Ryhiner-Faesch (1763-1827) im Privatarchiv PA 115 Archiv der Familie Ryhiner.

Das Zitat stammt aus einem Brief des Tierfängers Peter Ryhiner an den Zoo Basel, worin er 1959 aus Sumatra über die Versuche zum Nashornfang berichtet. Der Brief befindet sich im Privatarchiv PA 1000a des Zoo Basels. Im Bildarchiv des Zoologischen Gartens finden sich auch Fotografien vom Nashornfang (BSL 1001 J 1.51). Peter Rudolf Ryhiner aus Basel war ein Tierfänger und -händler. Seit seiner Kindheit von Tieren begeistert ging er als 25-jähriger nach Südamerika, wurde Partner des Tierfängers Lothar Behrend und dessen Agent in Afrika, Indien und Südostasien. In der Folge baute er sein eigenes Geschäft auf. Nachdem im Laufe der 1960er Jahre neue Tierschutzgesetze die Wildtierzucht auf Zoos beschränkte, bekam seine Karriere einen Knick. Zuletzt arbeitete er als Safari-Begleiter in Kenia und kehrte verarmt in die Schweiz zurück.

Das Zitat stammt aus einem gedruckten Bericht über eine Forschungsreise Alfred Bühlers nach Sumba 1949. Der Bericht findet sich im Personaldossier des Erziehungsdepartements. Alfred  Bühler war ein Ethnologe und Forschungsreisender. Er studierte Geographie und Ethnographie an der Universität Basel. Er unternahm nach dem Studienabschluss seit 1930 mehrere Forschungsreisen, die ihn unter anderem in Gebiete, die heute zu Papua-Neuguinea und Indonesien gehören, sowie in Textilhandwerksorte in Gujarat, Nord-Thailand sowie Japan führten. 1938 wurde er zum Konservator am Museum für Völkerkunde in Basel, seit 1996 Museum der Kulturen, bestellt. 1950 wurde er zum Direktor gewählt, 1964 trat er von dieser Funktion zurück. Alfred Bühler habilitierte sich 1944 für das Fach Ethnologie an der Universität Basel. Dort wurde er 1950 zum ausserordentlichen Professor, 1959 zum ersten ordentlichen Professor für Ethnologie ernannt, 1970 schied er aus dem Hochschuldienst aus. Bühler erwarb sich insbesondere Verdienste um den Aufbau einer umfassenden technologischen Textilsammlung im Museum für Völkerkunde.

Die Fotografien dokumentieren eine oder mehrere Reisen von Dr. Adam David (1872-1959) durch Afrika im Gebiet des Sudans, zwischen 1900 und 1914. David schenkte sie 1947 dem Zoologischen Garten, von dort gelangten sie in die Bildersammlung des Staatsarchivs. Einige Bilder wurden in «Jagden und Abenteuer in den Gebieten des obern Nil» von Adam David 1917 in Basel publiziert. Darin werden Reisen beschrieben, die Adam David zwischen 1900 und 1914 unternommen hat. Es kann davon ausgegangen werden, dass die hier vorliegenden Bilder in diesem Zusammenhang entstanden sind. Wie aus der Publikation hervorgeht hat Adam David selber fotografiert, daneben haben aber auch andere Teilnehmer Bilder geschossen. Zweck der Reisen waren die Grosswildjagd sowie Fang und Transport von Tieren (Giraffe, Kamel, Leopard, Krokodil) nach Europa. 1912 brachte David von einer seiner Reisen ins Gebiet Äthiopiens und des Sudans die ersten beiden Giraffen in den Zoologischen Garten Basel. Es handelt sich um Glasplattennegative, teilweise um Stereodiapositive.

Die Fotografien stammen aus dem Privatarchiv PA 940 des Schweizerischen Tropeninstituts. Es sind insgesamt rund 3’350 Kartonbögen enthalten, auf die Abzüge aufgeklebt sind. Inhaltlich werden viele der Schaffensbereiche des STI abgebildet, primär handelt es sich um tropenmedizinische Themen: Versuche vor Ort mit Tsetse-Fliegen, Ausbildung für medizinische Hilfskräfte vor Ort, medizinische Hilfe durch das STI vor Ort, Dokumentation diverser tropischer Krankheiten wie Schlafkrankheit oder Lepra, Versuche mit Düngemitteln, Mikroskopien, Gebäude und Räumlichkeiten in Basel, Portraitfotografien verschiedener afrikanischer Stammesvertreter, Tiere in freier Wildbahn, Labore und Personal in Basel oder auch Rituale und Zeremonien vor Ort.

Die Fotografien stammen aus dem Privatarchiv PA 511a Familie Vischer. Das Porträt zeigt Hanns Vischer-von Tscharner (1876–1945) auf der Heimreise von seinem ersten Afrikaaufenthalt, 1902. Hanns Vischer aus Basel war ein Missionar, britischer Kolonialbeamter und Afrikaforscher. Bevor Vischer britischer Staatsbürger wurde, war er als Missionar im Hausaland unterwegs, als britischer Staatsbürger arbeitete er dann beim Colonial Administrative Service und entwickelte dort ein Bildungssystem, dass die lokalen kulturellen Besonderheiten mit einbezog. Für den Erfolg dieses Bildungssystem im nördlichen Nigeria erhielt Vischer den Ritterschlag. Der in Basel geborene Brite wurde berühmt für seine Wüstendurchquerung im Jahr 1906, die von Tripolis, Tunesien startete und am Tschadsee endete. Dazu nutzte er einen Urlaub in England, um für den Rückweg zu seinem Posten als Verwaltungsbeamter in Kukawa, den Landweg durch die Sahara zu wählen. Er veröffentlichte über diese Reise 1910 das Buch Across the Sahara (dt. Durch die Sahara).

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