Auch davon erzählt die Online-Edition der Briefe an Jacob Burckhardt: von einer schwierigen Familiengeschichte. Ein Blogbeitrag von Susanne Müller, Projektmitarbeiterin der Edition.
So schrieb Jacob Burckhardt: “Wir sind hier eben im Begriff, für die Briefe meines seligen Vaters einen Ofen zu rüsten. Glücklicherweise ist mein Bruder [Gottlieb] als Fabricant und Geschäftsmann ebenfalls ein großer Gegner alles unnützen Aufsparens von Paperassen , und er unterstützt mich eifrig hierin.“ (in: Jacob Burckhardt, Briefe, Basel 1960, S. 36). Diesem Autodafè sind zwei Briefe des Vaters, des Antistes Jakob Burckhardt, aus dem Herbst 1857 entgangen.
Weshalb sind diese zwei Briefe nicht dem Feuer zum Opfer gefallen? Der Grund ist eine ernste Familienangelegenheit, um deren Lösung sich die beide Söhne, Jacob und sein jüngerer Bruder (Lukas) Gottlieb bemühte: Der jüngste Sohn der Familie, (Johann) Friedrich, hatte in Zürich, wo er die Universität besuchte, große Schulden gemacht. Die Briefe des Vaters beziehen sich auf diesen Vorfall. Ebenso stehen die vier überlieferten Schreiben des Bruders Gottliebs in demselben Zusammenhang: Die Vermutung liegt nahe, dass die aufbewahrten Zeilen für den Kulturhistoriker den Stellenwert von Aktenstücken besassen.
Während die Briefe des Vaters der persönlichen Enttäuschung Ausdruck geben (Brief 1, Brief 2), enthalten die Schreiben Gottliebs Vorschläge für Maßnahmen, die gegenüber dem leichtsinnigen Studenten zu treffen wären, die Bestandesaufnahme der Kredite und der entsprechenden Gläubiger. Als letzter Akt dieses ‘Trauerspiels’ sind dann die Briefe des Berliner Kunsthändlers Theodor Ruthardt und der Schwester dessen Geschäftspartners, Blanca Amsler, zu lesen: Fritz Burckhardt scheint auch in späteren Jahren Mühe gehabt zu haben, die Ein- und Ausgaben im Einklang zu halten.
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