Szenenbild aus dem Dokumentarfilm „Who’s afraid of Alice Miller?“
Ein Mann versucht seine Kindheit zu verstehen – ein Kindheit ohne Liebe. Er ist der Sohn von Alice Miller, der weltberühmten Kinderrechtlerin und Psychoanalytikerin. Wie lässt sich dieser Widerspruch zwischen der bekannten Kindheitsforscherin und der zerstörerischen Mutter verstehen? Davon handelt der Film von Daniel Howald (2020 in den Schweizer Kinos).
Auf seiner Suche wird Martin Miller, Sohn von Alice Miller fündig. Er entdeckt, was zwischen ihm und seiner Mutter steht: das grösste Drama des 20. Jahrhunderts, die Shoa, die Vernichtung des jüdischen Volkes. Die junge Alice Miller überlebte als Jüdin unter falscher Identität in Warschau mitten unter den Nazis – und musste alle Gräueltaten miterleben. Aber diese traumatischen Erlebnisse verdrängte Alice und spaltete sie ein Leben lang ab. Je tiefer Martin in die Biographie seiner Mutter eindringt, desto deutlicher wird: sein eigener seelischer Schmerz ist das Erbe von etwas, das er selber nie erlebt hat.
Die Recherchen für den Film führten die Beteiligten in zahlreiche Archive, in Polen und auch ins Staatsarchiv Basel-Stadt. Hier fanden sie in einer Fremdenpolizeiakte entscheidende Informationen zu Alice Miller unter ihrem Namen Alicija Rostovska und ihrem Mann Andrzej Miller. Denn 1946 begann Alice Miller – unter dem erwähnten Decknamen – an der Universität Basel zu studieren.
Sein Film sei „der komplexe Versuch, mit Hilfe von Archiven der Wahrheit auf die Spur zu kommen“, schreibt Filmemacher Daniel Howald. Der Film läuft im kult.kino Atelier.
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