Pokémon Go und der indirekte Nutzen für das Staatsarchiv – ein paar Gedanken dazu

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Allgemein, Digitalisierung

Achtung, kleine Monster!

Das vor kurzem in der Schweiz lancierte Spiel „Pokémon Go“ begeistert Jung wie Alt und liefert „Basel Tourismus“ Stoff für eine Werbekampagne, welche sich an den Streichen von Rémi Gaillard orientiert. Im Gegensatz zum Historischen Museum Basel, das aktiv zur Monsterjagd einlädt, ist das Staatsarchiv für solche Aktivitäten weniger geeignet. Deshalb wurden sämtliche kleinen Monster im Archiv eingefangen und an die frische Luft spediert!

Das Monster wurde eingefangen!

Ciao Knofensa!

Interessantes Konzept

Hinter dem Hype um das Game steht ein vielversprechendes Konzept, das den virtuellen Raum mit der Wirklichkeit zu verknüpfen sucht. Dabei werden georeferenzierte Daten verwendet, um digitale Informationen – bei „Pokémon Go“ sind das virtuelle Monster – mit der realen Welt zu verbinden. Das Smartphone mit GPS fungiert dabei als eine Verbindungsbrücke zwischen realer und virtueller Welt mit dem Ziel, die beiden Sphären zu einem einheitlichen imaginären Raum zu vermengen. Dass dies nicht immer den gewünschten Effekt hat, zeigen verschiedene Zeitungsartikel der vergangenen Tage, die über Pokémon-Unfälle (etwa hier oder hier) berichten, oder aber auch die Warnung der Unfallversicherung SUVA über die Gefahren des Online-Spiels.

Was bedeuten diese Entwicklungen für die Geschichtswissenschaft?

Ähnliche Bestrebungen – sie wurden beispielsweise auch jüngst beim zweiten Kultur-Hackathon in Basel thematisiert – gibt es seit längerem bei der Vermittlung von Geschichte im Rahmen der Digital Humanities. So wurde für die Stadt München die App der „Virtuellen Stolpersteine“ entwickelt, die dem Nutzer vertiefte biografische Informationen zu Münchner Opfern des Holocausts liefert. Wenn man sich einem ehemaligen Wohnort eines in einer Datenbank gespeicherten Opfers nähert, so schickt die App per Pushmeldung einen Hinweis und bietet nähere Informationen zu dieser Person an. Einen ähnlichen Weg beschreitet die App Bâleph, die einen neuen Zugang auf die Geschichte der Juden in der Stadt Basel liefern will. Beide Apps verknüpfen dabei historische Informationen mit Geodaten und liefern dabei einen neuen Zugang zur Geschichte.

In nicht allzu ferner Zukunft könnten solche spielerischen Versuche übrigens auch mit Daten des Staatsarchivs gemacht werden. In diesem BLOG wird in einem früheren Beitrag darauf eingegangen.