Ein Wort zum Bild: Fernsehen im 19. Jahrhundert

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Historische Fotografie, Wort zum Bild

Schweizer Delegation auf dem Wall der Stadt Strassburg mit deutschen Truppen, 1870. Fotograf unbekannt. Staatsarchiv Basel-Stadt, NEG A 4889

Im Staatsarchiv befindet sich ein Bestand von Stereonegativen, dessen Herkunft unklar ist. Die Glasnegative, die eigens dazu hergestellt sind, bei Betrachtung mit den geeigneten Hilfsmitteln eine dreidimensionale Wirkung zu erzeugen, zeigen – bereits ohne 3D-Effekt – eindrücklich die verheerenden Zerstörungen der Bombardierung der Stadt Strassburg durch die deutsche Artillerie zu Beginn des deutsch-französischen Kriegs zwischen August und Ende September 1870.  Die Bilder sind möglicherweise kurz nach der Kapitulation Strassburgs am 28. September entstanden. Es sind einige Delegationen des «Schweizerischen Hilfskomitees» aktenkundig – darunter auch immer mehrere Basler –, die im Oktober 1870 der «Schwesterstadt am Rhein» Hilfe brachten. Unter Umständen sind die Aufnahmen aber auch noch während der Gefechte entstanden. Denn eine Schweizer Delegation traf noch mitten in den Bombardierungen am 11. September 1870 ein, um Frauen, Kinder, Alte und Kranke zu evakuieren. Dies würde auch die für damalige Gepflogenheiten ungewöhnliche Anwesenheit der Dame auf dem «Schlachtfeld» besser erklären. Mit der Rekonstruktion der dreidimensionalen Bildwirkung lässt sich zeigen, wie den Zeitgenossen die unheimlich-faszinierende Gegenwärtigkeit des Kriegsschauplatzes vor Augen geführt wurde: Fernsehen im 19. Jahrhundert.

Dieser Beitrag erschien erstmals in BSintern, Nr. 202, Juni 2009.