Münstergeschichte 6 – des Bischofs Borten

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Anlässe, Blogserie

Dokumentation zu den Bischofsgräbern in der Krypta des Basler Münsters, 1907-1908. Staatsarchiv Basel-Stadt, PA 88a H 09

«Es sei ein Bischof im Münster», tönte es am 23. September 1907 aufgeregt. Bei Bauarbeiten in der Krypta waren Arbeiter auf ein Grab gestossen. Als sie den Deckel abnahmen, bot sich folgendes Bild: «Wohlerhaltene Schuhe und Strümpfe, ein ganzer Stab und eine in braune Stoffe gehüllte Leiche wurden sichtbar. Ein entsetzlicher Geruch entströmte dem Grab. […] Mit grossen Schwierigkeiten wurde der ganze Leichnam […] dann zwecks genauerer Untersuchung in einen Raum des Historischen Museums übertragen. Daselbst wurden die Gewänder sorgfältig untersucht: es ergab sich eine Fülle von verschiedenen Stoffarten und eine Reihe von prächtig erhaltenen Besatzstücken in Form von glänzenden Goldborten. Unterdessen hatten sich Stimmen gegen die ganze, angebliche Grabschändung erhoben und am Samstag, drei Tage nach der Entdeckung, erging ein Regierungsbeschluss, die Leiche sei wieder zu begraben; wirklich erschien am Dienstag darauf das Bestattungsamt und machte durch Wegnahme der Gebeine weitere Forschungen unmöglich. In aller Eile mussten die letzten Textilien gerettet werden, was besonders schwierig war, da der spröde und dünne Stoff an der Haut der Leiche klebte. […] Glücklicherweise konnten alle Textilfunde gerettet werden; und während Gelehrte und Ungelehrte deren Wert bestritten und behaupteten, es handle sich um eine und dieselbe Sorte, gewöhnlichen, ungemusterten Stoffes ergaben genaue Untersuchungen aller Reste eine Fülle von verschiedenen Textilien mit stylvollen, bisher gänzlich unbekannten Mustern.»

Die Abbildung zeigt eine Seite aus dem Notizbuch von K.A. Stehlin, worin er die raffinierte Webart der Bischofsborten dokumentierte.

1000 Jahre Basler Münster

Im Jahre 2019 wird in Basel das 1000-Jahr-Jubiläum des Heinrichs-Münsters gefeiert. Aus diesem Anlass präsentiert das Staatsarchiv hier eine Reihe von Dokumenten zur Kulturge-schichte des Münsters – zum Leben mit der Kirche. Auf Facebook / Twitter / Instagram wer-den parallel dazu Bilder zur Geschichte des Münsters veröffentlicht (www.facebook.com/staatsarchiv.bs, www.twitter.com/Staatsarchiv_BS, https://www.instagram.com/staatsarchivbaselstadt).