top secret – wie Wilhelm Karli und das Steuergeheimnis

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Blogserie

Aus den Lebenserinnerungen von Wilhelm Karli, 1922. Staatsarchiv Basel-Stadt, PA 1073 a B1 (1)

Leicht frustriert stellte Wilhelm Karli am Ende seines Lebens fest: «Mit der Zeit lehrte mich die oeffentliche Meinung und Basler Politik, dass der Basler Steuerzahler, ob Fuedliburger, Mittelstaender, Millionaer, zum grossen Teil auch Socialdemokraten, am bisherigen geheimen Steuerregime nicht ruetteln lassen, und so kann es mir schliesslich auch Wurst ein, meine 7 Zwetschgen nach frommer Baslerart geheim zu versteuern.»

Der gelernte Kaufmann (1850-1922) war 1875 nach Basel gekommen und dort im Käseexport und Eierimport tätig. Politisch engagierte er sich zunächst für die Grütlianer und die radikalen Demokraten. 1904 trat er in die Sozialdemokratische Partei ein. 1908 wurde er in den Grossen Rat gewählt. 1912 stellte er den Anzug, die Geheimhaltung des Steuerregisters aufzuheben, was der Grosse Rat aber ablehnte. Als 1921 das neue Steuergesetz im Grossen Rat diskutiert wurde, schlug das Parlament mit knappem Mehr eine Aufhebung der Geheimhaltung vor – bei der Volksabstimmung wurde dies aber abgelehnt. Was Karli mit der Offenlegung erreichen wollte: eine bessere Steuermoral und damit eine Sanierung der Staatsfinanzen.

Archivgeheimnisse A-Z

Dieser Beitrag ist Teil der Blogserie «Geheimnisse im Staatsarchiv Basel-Stadt von A bis Z». Der Serie liegt die gleichnamige Broschüre (Download) zugrunde, die anlässlich der Museumsnacht 2013 herausgegeben wurde.