Ein Blick ins Archiv hilft immer wieder, Mögliches von Richtigem zu unterscheiden. Da kam zum Beispiel diese Anfrage ins Haus: „In unserer Familie erzählt man sich, dass unser Vorfahre Jacob Wackernagel-Stehlin (1853-1938) ein Patenkind von Jacob Grimm (1785-1863) gewesen sei, der ja die berühmte Märchensammlung herausgegeben hatte. Lässt sich das irgendwie verifizieren? Als Jacob Wackernagel geboren wurde, war Jacob Grimm schon 68 Jahre alt. Eine Patenschaft wäre dann doch eher merkwürdig, oder?“
Ein Blick ins Familienarchiv Wackernagel (PA 82) belegt: Jacob Wackernagel war tatsächlich das Patenkind von Jacob Grimm. In einem Schreiben vom 14. Dezember 1853 an Wilhelm Wackernagel bestätigte Jacob Grimm, dass er gewillt sei, „alle pflichten eines getreuen pathen und gevatters“ zu übernehmen. Der Originalbrief ist im Staatsarchiv unter der Archivsignatur PA 82a B 5, dort auf S. 153-154, zu finden. Eine Transkription dieses Schreibens ist in der Neuen Basellandschaftlichen Volkszeitung vom 25. Mai 1938, also nach Jacob Wackernagels Tod, erschienen. Im Archiv findet sich auch das Antwortschreiben Wilhelm Wackernagels vom 23. Januar 1854 an Jacob Grimm. Diese Abschrift von der Hand Rudolf Wackernagels ist ebenfalls unter der Archivsignatur PA 82a B 5, dort dann auf S. 155, abgelegt.
Diese Verbindung ist nicht nur familiengeschichtlich interessant. Denn der Bruder von Jacob Wackernagel war kein anderer als Rudolf Wackernagel, der erste Staatsarchivar von Basel-Stadt. Ob auch er den Einfluss des Märchenonkels spürte? Jedenfalls profilierte sich auch Rudolf Wackernagel mit seinen Festspielen, mit der dreibändigen Basler Geschichte und verschiedenen Quelleneditionen zugleich als Wissenschaftler als auch Erzähler.
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