Die Wahrheit über die Cholera-Epidemie in Basel von 1855

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Archivpädagogik

Ein Beitrag von Kim Leuppi, Nenzlingen BL, Robin Pétermann, Saignelégier JU, Daphné Luyet, Courrendlin JU, Lea Stich, Wahlen b. Laufen BL, Lotte Nijland, Delémont JU, und Jules Fleury, Courroux JU

Zusammenstellung der Erkrankungen nach den Häusern und Strassen der Bänne, 1855
1855 wurde die Stadt Basel von der Cholera heimgesucht, einer bakteriellen Infektionskrankheit, die bei Ausbruch eine Letalität von bis zu 70% aufweist. Wie heutzutage bei der Coronavirus-Epidemie wurde es auch damals wichtig, Fallzahlen und -angaben wissenschaftlich zu erheben. Dr. Ludwig de Wette war der richtige Mann dafür, er beschloss, den Ausbruch in Basel zu untersuchen: Wieso brach diese schreckliche Epidemie überhaupt aus? Versuchte die Regierung offensichtliche Tatsachen zu vertuschen?

Formaler Kontext der Quelle

Unsere Quelle von 1855 befasst sich mit der Cholera-Epidemie in Basel. Manche Seiten des in Fraktur verfassten Buches «Bericht an Löbl. Cholera Kommission» sind verblichen, doch alles in allem ist die Quelle in einem guten Zustand. Nur wenige Tabellen und Formulare sind vorgedruckt, vieles ist von Hand geschrieben. Die Notizen beinhalten genaue und aufwändige Angaben zu Kranken oder Verstorbenen wie Wohnort, Alter und ggf. Todesdatum.

Historischer Kontext der Quelle

Unsere Quelle wurde vom Mediziner Dr. Ludwig De Wette im Auftrag der Regierung geschrieben. Sie ist eine Übersicht über die Zählung der Kranken und Verstorbenen und wurde laut Buch vertraulich behandelt. Die Familie De Wette war eine angesehene Arztfamilie, so hatte auch Ludwig de Wette einen guten Ruf. Er setzte sich vor allem für die Gesundheit der Unterschicht ein und wollte die Infrastruktur Basels verbessern. Nach der Verfassung des Buches setzte er seine Forschungen zur Bekämpfung der Cholera-Epidemie fort. Das Cholera-Bakterium wurde erst ein Jahr zuvor, 1854, zum ersten Mal beschrieben. Vorher ging man davon aus, die Krankheit werde durch Miasmen, also üble Dünste, verursacht.

Bedeutung der Cholera-Epidemie für Basel?

Durch das Fehlen einer Kanalisation sowie durch die hohe Ansteckungsrate durch Unwissenheit wurde der Ausbruch der Cholera-Epidemie begünstigt. Wäre bekannt geworden, dass die miserablen Hygienebedingungen am offenen Birsig die Ursache oder mindestens ein Beschleuniger für die Epidemie waren, hätte dies massive Auswirkungen gehabt: Einerseits hätte Basel umgehend für eine verbesserte Infrastruktur zahlen müssen, andererseits wäre Basel wohl bei vielen Menschen in einem schlechten Licht gesehen worden. Erst 1885 beschloss das Parlament Basels, den Birsig zu verdolen und den haarsträubenden Hygienebedingungen ein Ende zu setzen – also ganze 30 Jahre nach der von Dr. De Wette dokumentierten Epidemie.

Umschlag des Berichts
Signatur: De Wette, Ludwig. Bericht an Löbl. Cholera-Commission über Den Verlauf Der Cholera in Basel Im Jahre 1855. Schweighauser, 1856. STA Basel Conv Nr 1447

Der Beitrag entstand im Rahmen eines Schulprojekts über Industrialisierung, durchgeführt von zwei bilingualen Schulklassen aus dem Regionalen Gymnasium Laufental, mit Lehrerin Noëlle Borer.